Thementage | #LesenGegenRechts - Dauerhaft unter Beobachtung

Willkommen zu meinem Tag unserer Thementage zum Thema "Lesen gegen Rechts"*

Mit dem Hashtag #LesenGegenRechts wollen wir euch zum einen die Bücher "Endland" von Martin Schäuble und "Der Schuss" von Christian Linker näher bringen, aber euch mit verschiedenen Beiträgen auch zeigen, was es mit den Themen, die in der Büchern behandelt werden auf sich hat und wieso jeder darüber Bescheid wissen sollte. Bleibt bis zum Ende dran, denn für euch gibt es etwas zu gewinnen!

In "Der Schuss" geht es darum, dass der junge Hakan Topal aufgrund von Fremdenfeindlichkeit für ein Verbrechen beschuldigt wird, welches er nicht begangen hat. Der Protagonist ist Zeuge und schweigt zunächst, während ein Kindheitsfreund von diesem das Verbrechen dazu nutzt, um Fremdenhass zu verbreiten und für mehr Popularität seiner Partei "DAP" (Deutsche Alternative Partei) zu sorgen. In "Endland" dagegen scheint ein Horrorszenario wahr geworden zu sein. Die rechte Partei ist an die Macht gelangt und nicht nur Flüchtlinge haben ihr Leben zu fürchten, sondern auch homosexuelle Menschen.
Erschreckend ist die Tatsache, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, dass die Szenarien in den Büchern nicht allzu abwegig sind. Wieso? Ganz einfach: verfolgt doch mal die Nachrichten - vor allem die seit der letzten Bundestagswahl. Dann wird euch schon etwas auffallen. Ich hatte während des Lesens ein mulmiges Gefühl und musste mehrfach schlucken, denn einige der geschilderten Situationen waren mir selbst nicht unbekannt!

Damit wären wir auch bei meinem Beitrag für die Thementage. Sicherlich wundert ihr euch, wieso ich den Titel "Dauerhaft unter Beobachtung" gewählt habe und was das mit den Büchern zu tun hat. Ganz einfach: in den Büchern sind alle Charaktere, die sich mit ihrer Hautfarbe von dem sogenannten "deutschen Volk" abheben, gefühlt dauerhaft unter Beobachtung. Es wird andauernd geschaut, was sie machen und wie man sie am besten anfechten kann, was absolut schrecklich ist, da keinerlei Rücksicht genommen wird.
Von keinerlei Rücksicht kann ich eventuell auch bei meinen eigenen Erfahrungen sprechen. Denn wie ihr vielleicht wisst, kommen meine Eltern aus Indien und leben inzwischen seit über 25 Jahren in Deutschland. Und wer rechnen kann, der kann auch schön und brav ausrechnen, dass ich, mit meinen 20 Jahren, somit in Deutschland geboren und aufgewachsen bin. (Das gilt übrigens auch für meine Geschwister.) Ich besitze einen deutschen Pass und werde dennoch jedes Mal als Ausländerin abgestempelt. Aufgrund meines Aussehens ziehe ich nicht nur manchmal, sondern eigentlich ziemlich oft die Blicke der anderen auf mich und in sehr vielen Fällen fühle ich mich unwohl. Denn es sind oft nicht diese normalen Blicke, mit denen man Menschen aus Neugier beobachtet, sondern vielmehr feindliche und angewiderte Blicke. In den meisten Fällen probiere ich es zu ignorieren oder aber die Personen freundlich anzulächeln, aber dennoch gibt es Situationen, in denen es mich sehr stark betrifft. Vor allem, wenn die Leute einen ihrer wunderbaren Sätze von sich geben. Das beste Beispiel war erst vor ein paar Wochen am Bahnhof. Da vor mir eine ältere Dame war, bin ich vorzeitig von meinem Fahrrad gestiegen und habe das Rad an ihr vorbei geschoben. Es war eigentlich noch genug Platz, um an ihr vorbei zu fahren, aber da der Fahrradständer nicht weit war, bin ich eben abgestiegen und habe das Fahrrad geschoben. Die Dame hat schon bei meinem Absteigen etwas gemurmelt und ich habe es ignoriert, weil ich dachte, dass sie mit sich selbst spricht. Aber anscheinend nicht, denn als ich gerade dabei war mein Fahrrad an den Ständer zu schließen passierte Folgendes:

Sie (leise in meine Richtung): Wenn du mich angefahren hättest oder auch nur gestreift hättest, dann hätte ich dich auf jeden Fall angezeigt!
Ich (war natürlich total empört): Wie bitte?! (Ich habe nicht verstanden, wieso sie diesen Satz gesagt hatte.)
Sie: Immer diese scheiß Ausländer.
Ich (war extrem schockiert): Ich bin Deutsche!
Sie (schaut richtig böse): Ja, das sieht man auch.
Ich (schnappe nach Luft): Ja, bei ihnen dann wohl auch.
Ein Mann ist in dem Moment an mir vorbei gelaufen und war am Telefon. Offensichtlich hatte er die Szene beobachtet und meinte dann leise zu mir: Die ist sowieso bescheuert. Nimm dir das nicht zu Herzen.
Ich (war in dem Moment dankbar für seine Worte): Ja, ich weiß.

Die gute Frau blieb dann noch eine Weile stehen und hat mich weiterhin feindselig beobachtet, aber ich beschloss sie zu ignorieren und bin dann zum Zug gelaufen, denn sonst hätte ich ihn verpasst. Damit war der Tag für mich ehrlich gesagt gelaufen. Die Worte hatten mich erneut verletzt und am liebsten hätte ich mich in meinem Bett verkrochen und geweint. Das Schlimme an der Sache war noch, dass ich dann Uni hatte und einen Kurs, in dem man sprechen muss. Es war echt schwer, mir das alles nicht anmerken zu lassen. An dieser Stelle muss ich auch sagen, dass es nicht die erste Situation war, in der mir jemand solch einen Satz an den Kopf geworfen hat. Als ich 16 oder 17 war, wurde mir aus einem Auto Folgendes zugerufen: "Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist!" Tja, scheiße nur, dass ich in Pforzheim geboren bin und mich in diesem Moment gerade dort aufgehalten habe.
Schlimm finde ich auch Einkaufen oder Shoppen. Ihr solltet wissen, dass ich gerne kurze Kleider trage oder generell kurze Hosen. Vor allem im Sommer! Und wenn ich mal die Motivation aufbringe shoppen zu gehen (was äußerst selten passiert), dann schaue ich mir auch total gerne Bikinis an. Tja, manche Leute finden das anscheinend merkwürdig, wenn ich so etwas tue. Ich werde missbilligend angeschaut und probiere jedes verdammte Mal diese Blicke zu ignorieren. Aber anscheinend ist es komisch, wenn jemand wie ich kurze Kleidung anschaut oder kauft. Auch, wenn ich kurze Kleidung trage, bleiben mir diese Blicke nicht fern. Ich wurde tatsächlich schon einmal gefragt, ob ich überhaupt kurze Sachen oder generell Dinge tragen dürfte, die viel Haut zeigen. Hallo? Geht's noch? Ich darf doch tragen, was ich möchte. Zu der Sache mit dem Einkaufen (also Lebensmittel) habe ich auch wunderschöne Geschichten auf Lager. Es gibt diesen einen Laden hier, in dem alle Menschen, die "deutsch" aussehen, mit einem breiten Lächeln begrüßt werden und jeder, der irgendwie "ausländisch" (sprich ne dunkle Haut hat) wird mit einem Blick der Art "Boah nicht schon wieder" begrüßt. Da gibt es auch kein "Hallo" oder "Auf Wiedersehen" oder gar "Einen schönen Tag noch". Ich mache das immer von selbst und so oft habe ich erlebt, dass die Kassiererinnen verwirrt waren. Besonders schrecklich finde ich die Situationen, wenn die Menschen mit einem sprechen, als könnte man kein Deutsch. Am liebsten würde ich in solchen Momenten Goethe oder Schiller zitieren, aber höchstwahrscheinlich würden sie nicht verstehen, worauf ich damit hinaus will.

Ein weiterer Punkt, den ich an dieser Stelle erwähnen möchte, ist etwas, was ich in einer Instagram Story schon einmal gemacht habe. Es ist etwas, was mich selbst schockiert, da es von mir kommt. Denn, wenn ich mal einen besonders schlimmen Tag hatte (wie zum Beispiel der erste Tag an der Uni, als ich mir anhören durfte, dass ich ja total gut deutsch spreche und wieso ich ihn Deutschland studiere), dann wünsche ich mir so auszusehen wie alle anderen. Am besten eine schneeweise Haut und natürlich blonde oder braune Haare. Als Kind war dieser Wunsch manchmal größer und an dieser Stelle denke ich mir:
Wir leben im 21. Jahrhundert, aber viele Menschen sind mit ihren Gedanken einfach stecken geblieben. Es muss schon viel passieren, dass man sich eine andere Hautfarbe wünscht, nur damit man akzeptiert wird. Können wir einfach nicht aufhören nach Hautfarbe und Herkunft zu urteilen? Oder einfach generell aufhören wegen solchen banalen Dingen zu urteilen? Denn ich muss hier sagen, dass das bei mir eigentlich nur harmlose Dinge sind. Es gibt auch krassere Dinge, zum Beispiel, wenn einer Muslima das Kopftuch runter gerissen wird, einem Sikh der Turban runtergerissen wird oder einer Sikh die Haare einfach so abgeschnitten werden - und das alles nur, weil sie anders aussehen. Wie viele Opfer wird es eigentlich noch brauchen, bis Menschen endlich anfangen zu verstehen? Oder brauchen wir doch einen Viertes Reich in Deutschland, damit den Menschen endlich die Augen geöffnet werden?



So, und jetzt genug geredet. Jetzt habt ihr die Möglichkeit ein Buchpaket bestehend aus "Der Schuss" und "Endland" zu gewinnen. Dafür müsst ihr nur die zwei Fragen beantworten:

Wo ist euch Fremdenhass bereits begegnet und habt ihr etwas dagegen getan? Falls ja/nicht, was waren eure Beweggründe?

Insgesamt könnt ihr neun Lose sammeln (sprich ein Los bei mir und die anderen bei den anderen Blogs, die bei diesen Thementagen mitwirken - diese sind unten verlinkt) und das Gewinnspiel geht bis zum 09. Februar 2019!

Teilnahmebedingungen:
- Euer Wohnsitz muss in Deutschland, Österreich oder der Schweiz sein.
- Falls ihr minderjährig seid, wird die Einverständniserklärung eurer Eltern benötigt.
- Der Versand erfolgt durch den Verlag, also müsst ihr damit einverstanden sein, dass eure Daten weitergegeben werden.
- Der Name des Gewinners wird hier genannt.
- Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
- Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
- Instagram, Facebook oder sonstige sozialen Medien haben nichts mit dem Gewinnspiel zu tun.
- Berücksichtigt werden nur Kommentare, die bis einschließlich des 09.02.2019 gepostet wurden.

Hier die anderen Stationen der Thementage:

31.1.2019 Timo von www.rainbookworld.de
1.02.2019 Johannes von www.hellomymedia.wixsite. com
2.02.2019 Ivy von www.ivybooknerd.com
3.02.2019 Eve von www.written-between-the-lines.blogspot.com
4.02.2019 René von www.renewe.de
5.02.2019 Navika von www.szebrabooks.blogspot.com
6.02.2019 Gina von www.zeilenfluch.blogspot.com
7.02.2019 Marcel von www.instagram.com/keinkillefitz
8.02.2019 Michele von www.ausdemlebeneinerbuechersüchtigen.blogspot.com
9.02.2019 Timo von www.rainbookworld.de

Ich hoffe, dass ich euch mit meinem Beitrag zum Nachdenken angeregt habe und wünsche euch viel Glück beim Gewinnspiel!
Eure szebra

*Werbung, aufgrund von Markennennung und Verlinkungen

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